Niemands Land / Ziemia Niczyja


Eine Kooproduktion von

phoenix5 Münster / fringe ensemble Bonn / theatr powszechny Warschau

Stücktexte von Lothar Kittstein (D) und Julia Holewinska (P)

mit

Maciej Brzoska, David Fischer, Laila Nielsen, Harald Redmer, Katazryna Maria Zielinska

Regie: Frank Heuel

Bühne und Kostüm: Annika Ley

Trailer ansehen: Niemands Land

Lost in Translation oder Fluch der Geschichte. Fucky Lucky oder Burning down the house. Killing your ghosts heisst unser Spiel und lässt uns nicht kalt. Poland goes Deutschland and Germany goes Polska. Meetingpoint: Niemandsland.

Ein Stück über Deutsche und Polen, Polen und Deutsche. Über die verfluchte Geschichte. Klar. Auch über das, was ist. Hier. Und jetzt. Und das, was sein soll. Überwindung, Aufbruch, Zukunft. Europa. Zusammen. Auf der Bühne. In zwei Sprachen. Plus Englisch. Für alle. Von Deutschen und Polen. Mit Leichtigkeit und Raffinesse.

Eigentlich 4 Stücke zu einem großen Abend verbunden.

Zwei ungefähr 30-jährige Frauen, eine Deutsche und eine Polin treffen an einem Ort aufeinander, der für beide Teile historisch hoch aufgeladenem ist.

Ein Deutscher und eine Polin fechten einen harten Sexchat miteinander aus. Spiegel und Ausweg aus gelebtem binationalem Ehestumpfsinn.

Im Wald sind Täter und Opfer durch die grausame Tat untrennbar miteinander verbunden. Der befreite Blick in ihre Herzen trotzt der Last der Geschichte und berührt.

„Im großen Feuer“ übt ein 13-jähriges Mädchen im Kleiderschrank für eine ferne, für sie nicht mehr erreichbare Zeit. Es ist die humane Größe in dieser Figur, die man allen Schlächtern in dieser Welt um die Ohren hauen möchte.

PRESSE

Grauen des Krieges

Beklemmend: Die deutsch-polnische Koproduktion „Niemands Land / Ziemia Niczyja“

Fünf Schauspieler drängen sich in die Ecke einer weißen Guckkastenbühne; mal sprechen sie deutsch, mal polnisch. Ihre bunten Sommerkleider verleihen den Männern ein komisches Aussehen, dabei ist die Szene alles andere als witzig. Es geht um den Zweiten Weltkrieg: Eine 13-jährige Polin versteckt sich in einem Schrank vor deutschen Soldaten. Noch klammert sich das Mädchen an seine Zukunft, den Traum, Schauspielerin zu werden. Dabei ist sie dem Tod näher als dem Leben . . .

Dieser herzzerreißende, vielstimmig zum Ausdruck gebrachte Monolog des Autors Lothar Kittstein gehört zu vier Stücken, die im zweieinhalbstündigen Theaterabend, „Niemands Land“, im Pumpenhaus auf die Bühne kamen. Neben Kittstein hat die junge, polnische Autorin Julia Holewinska über deutsche und polnische Täter wie auch Opfer verschiedener Generationen geschrieben. Unter der Regie von Frank Heuel ist gemeinsam mit dem versierten „Fringe Ensemble / Phoenix 5“ (Bonn / Münster) sowie zwei ausdrucksstarken Schauspielern des Warschauer Theaters, „Teatr Powszechny“, eine beklemmende, eindringliche Produktion gelungen. Wo Übersetzung nötig ist, helfen Übertitel; tatsächlich möchte man nicht auf das Polnische verzichten, verleiht es den Szenen doch die nötige Authentizität. Hoffnungsvoll gestaltet sich das erste Stück von Julia Holewinska, die beide Dramen in der Gegenwart ansiedelt: Zwei etwa 30-jährige Frauen aus Deutschland und Polen begegnen sich zufällig. Über die Geschichte ihrer Großmütter kommen sie einander näher – im Niemands Land, das letztlich allen gehört. In Szenen einer Internet-Begegnung konfrontiert die Dramatikerin das Publikum mit Klischees. Was als Sex-Chat beginnt und in eine Ehe mündet, endet in gegenseitiger Enttäuschung. Zu unrealistisch war die gegenseitige Einschätzung, aber so einfach lassen sich Identitäten eben auch nicht fassen. Lothar Kittstein befasst sich auch in seinem zweiten Stück mit der Vergangenheit: Im Wald soll ein 15-jähriger Junge exekutiert werden. Im Gegenüber von Täter und Opfer werden krampfhafte Verdrängungsmechanismen ebenso deutlich wie Fassungslosigkeit. Ein ergreifendes Stück über den Horror des Krieges, der nicht vergessen werden darf.

Isabell Steinböck, Westfälische Nachrichten, 30. November 2012

Premiere war am 28. Nov. 2012 – Pumpenhaus Münster 20.00 Uhr

siehe Termine.





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