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Clowns
Erforschung eines Phänomens
Ich möchte eine Forschungs- und Recherchearbeit zum Thema „Clowns“ machen. Ziel ist zunächst eine umfassende Materialsammlung zum Thema und darauf aufbauend die Erarbeitung einer Dramaturgie und Gesamtkonzeption für eine neue Bühnenproduktion. Es gibt eine lange Theatertradition des Clowns, verbunden mit einer umfassenden ästhetischen und philosophischen Aufarbeitung zur Spezifik seiner Erscheinungsformen und seiner Stellung in der Geschichte der Komik.
Wir kennen den Typus Clown als anarchistischen Spaßmacher, bei dem der Spaß unerwartet in Schaudern und Schrecken umschlagen kann. Verunsicherung und Unvorhersehbarkeit gehört zum Programm des Clowns. Wir erwarten das Spiel mit der Überraschung zwischen Unbedarftheit, Naivität, liebevoller Zuwendung, tückischer Bosheit und Arglist. Bild, Gestalt und Aktionen des Clowns sind vielfältig und moralisch und ethisch oft nicht eindeutig zuzuordnen.
Forschungsgegenstand ist die Untersuchung des Potenzials von Regelbruch, Widerstand, Risikobereitschaft, Provokation und Anarchie des Clownings sowie dessen Transformationsfähigkeit als Reaktion auf sich ändernde gesellschaftliche Realitäten. Nicht zuletzt gilt das Interesse der offensichtlich ungebrochenen Faszination und Wirkmacht des Clowns für das Publikum.
Eine intensive Recherche lohnt und liefert aufschlussreiche Aspekte für den Blick auf verwandte Bereiche des Genres.
In aktuellen Produktionen der freien darstellenden Künste gibt es in Deutschland eine bemerkenswerte neue Bewegung. Bestärkt durch die Etablierung des Neuen Zirkus als eigenständiger künstlerischer Form – setzen sich zunehmend Akteure:innen der hiesigen freien, professionellen Szene mit neuen Formen clownesker Dramaturgie auseinandersetzen. Wie so oft im Bereich des Contemporary Circus kommen wegweisende Impulse aus der französischen Szene, die traditionell in Ausbildung und Staging in diesem speziellen Genre Vorreiter sind.
Eine Art Kompass durch die zu erwartende Fülle des Materials ist für mich das Format, das ich 2022 mit meiner Arbeit „Pathos“ entwickelt habe. Das Konzept der DJ-Lecture-Video-Performance erlaubt ständigen Perspektivwechsel und ein hohes Maß an performativer und inhaltlicher Bewegungsfreiheit um ein Thema herum.
Ich sehe auch inhaltliche Bezüge zur vergangenen Arbeit. Clowns sind unbestritten Repräsentanten des großen Gefühls. Ging es mir mit „Pathos“ um die Rettung des in Verruf geratenen Begriffs, so geht es mir hier um den künstlerischen Reiz, einen Abend zwischen den Extremen des Clownings zu konzipieren, wobei die Dramaturgie für den Abend sicher nicht der Idee des Clownstheaters im klassischen Sinne folgen wird.