DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE

1929/30 entstanden, verweist das Stück in erstaunlicher Weise auf die aktuelle Problemlage: Chicagos Fleischkönig Mauler manipuliert Markt und Börse. Nur er verdient daran. Fabriken schließen, Viehhändler und Arbeiter verlieren ihre Arbeit. Johanna Dark, bewaffnet mit dem Glauben an das Gute im Menschen, tritt gegen Mauler an, stößt an ihre Grenzen und sieht als Ausweg schließlich nur die Gewalt.

Unter der Regie von Frank Heuel präsentieren zwei Schauspielerinnen und vier Schauspieler mühelos das personenstarke Stück. Die musikalischen Qualitäten des Ensembles forciert der Musiker Gregor Schwellenbach durch mitreißende neue Songs und prägnante Sound-Samples. Und der Fotograf steuert beeindruckende Porträts für eine raffinierte Foto-Montage auf der Bühne bei.

Mit: Justine Hauer, Bettina Marugg; David Fischer, Manuel Klein, Andrea Meidinger, Harald Redmer

Regie: Frank Heuel
Komposition: Gregor Schwellenbach
Bühne und Kostüme: Annika Ley

Wir bekommen durchweg großartige Kritiken und sind sehr stolz auf diese überwältigende Aufnahme unserer Produktion.

Man spricht von +++ … kraftvoller Bildsprache … bewundernswerter Konsequenz … überzeugender Inszenierung.  WDR5, scala+++ … stimm- und bildgewaltigem Theater vom Aller-Aller-Feinsten … Rhein:Raum, Bonner Magazin +++ hochaktuell … lässig sprachlicher Virtuosität … künstlerisch hervorragender fringe-Interpretation … unbedingt sehenswert … kultur +++ … von Drogenrausch oder einem Gemälde vom Jüngsten Tag … einem starken Stück …Rheinisches Post +++ ..vom virtuosen Spiel des Ensembles…. einer Verjüngungskur für Brecht …Münstersche Zeitung +++ Schlag in die Magengrube – fantastisch …. Westfälische Nachrichten

Exemplarisch für die durchweg positive Aufnahme  hier die vollständige Kritik aus WDR/Scala  vom 18. Okt. 2010:

Chicago in den 20er Jahren. Ein Kampf ist entbrannt um ein blutiges Geschäft: den Fleischmarkt. Die Arbeiter verrecken, die Unternehmer verhandeln. Und hier wie dort bleibt im brutalen Existenzkampf die Moral auf der Strecke. Bertolt Brecht bringt in seinem Lehrstück die Wirkmechanismen der Ökonomie mit dem sprachlich hohen Ton der Tragödie zusammen – Sachlichkeit trifft Pathos, das war schon zur Entstehungszeit ironisch zu verstehen. Auch Frank Heuel und das Fringe Theater setzen in ihrer Inszenierung nun ganz brechtisch auf Distanz. Weiße Plastikfolie und ein paar Holzpaletten deuten das Schlachthof-Setting nur an. Es gibt bis auf die Johanna keine eindeutigen Figuren, sondern es gilt ganz solidarisch: Alle spielen alles und das mit großer Lust an der Verfremdung: Texte werden mit Dialekt, Flüsterstimme oder Quietschton gesprochen, und gelegentlich bricht sich der systemkritische Eifer im sozialistischen Liedgut Bahn. So gelingt Regisseur Frank Heuel mit spöttischer Übertreibung und Verzerrung der von Brecht geforderte kühl-kritische Blick auf’s Geschehen. Und trotzdem nimmt er das Stück ernst. Mit nur wenigen Mitteln spinnt Heuel ein dichtes Metaphernnetz. Ein Bottich mit Eiswürfeln erzählt ebenso vom Einfrieren jeder Börsenaktivität beim großen Crash wie auch von der Eiszeit der Herzen. Und als am Ende des Geschacheres jede Hoffnung auf Gerechtigkeit verloren ist, packen sich die Darsteller selbst in Plastikfolie – auch der Mensch ist unter diesen Bedingungen nur ein Stück Fleisch, über das verhandelt werden kann. Das Fringe Ensemble zeigt mit kraftvoller Bildsprache und bewundernswerter Konsequenz die schmerzhaft-ausweglose Dialektik des Stückes: alle sind hier unsympathische Opfer, sympathische Täter. Und der Mensch verliert in der Komplexität des Wirtschaftslebens vor allem eines: Das Wissen über den Unterschied, welches Handeln noch gut, welches schon schlecht ist. Einfach nur Helfen-wollen – hilft längst nicht mehr.

Regisseur Frank Heuel und das Fringe Ensemble denken in ihrer überzeugenden Inszenierung Brecht neu. Mit kraftvoller Bildsprache und ironischer Distanz zu den Figuren zeigen sie: In der Komplexität des Wirtschaftslebens bleibt vor allem eines auf der Strecke: Das Wissen über den Unterschied, was gut, was schlecht ist.

Also bitte!!!

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